Stalin & die Höhlenmenschen

von Mia

In Gori treffen wir auf verkappte Heldenverehrung und besuchen uralte Höhlenstädte.


Am Morgen machen wir uns auf den Weg zum Tbiliser Busbahnhof Didube. Nachdem wir die Metro verlassen, werden wir von einem Pulk schreiender Taxifahrer erwartet. Sie umringen uns und brüllen den vorbei strömenden Menschen die Namen verschiedener georgischer Orte in ohrenbetäubender Lautstärke entgegen. Autos, Busse und Mashrutka (Minibusse) fahren wild durcheinander, an den Seiten reiht sich Wechselstube an Wechselstub und nirgendwo sind irgendwelche Informationen zu abfahrenden Bussen zu finden. Es heißt also zunächst einmal die Taxifahrer abschütteln. Danach nie wieder stehen bleiben, sonst kleben sie wieder an dir mit ihrem freundlichen: „Hello, my friend! Taxi? Kazbeghi? Gori? Rustaveli? Batumi?“ Schließlich finden wir mithilife zweier Shopbesitzer eine Mashrutka, die uns für 3 Lari (ca. 1 €) die 80 Kilometer nach Gori fährt. Während wir darauf warten, dass die Mashrutka sich füllt, beobachten wir die zwischen den Autos herumlaufenden Frauen, die Bananen, Kekse und Wasser verkaufen.

Der Trubel in Didube ist nichts für schwache Nerven. Hier sammeln sich alle, die es in irgendeiner Form als ihren Job betrachten, Leute von A nach B zu transportieren. In Georgien kann nach einer Lockerung der Gesetze vor ein paar Jahren jeder Taxifahrer werden. Um die Arbeitslosenzahlen zu senken, wurde es den Georgiern erlaubt, mit ihrem Privatauto Leute zu transportieren und sich Taxi zu nennen. Dementsprechend zahlreich sind die hier vertretenen Autos und Fahrkünste…

Nach ungefähr 10 Minuten ist unsere Mashrutka voll und wir düsen los. Alle Fenster sind geöffnet, sodass der Wind ein wenig Kühlung in den aufgeheizten Bus bringt. Unterwegs sammeln wir noch ein, zwei Leutchen ein, dann rast unser Fahrer nach Gori. Und eine Stunde später sind wir auch schon da.

Der Trubel in Didube ist nichts für schwache Nerven. Hier sammeln sich alle, die es in irgendeiner Form als ihren Job betrachten, Leute von A nach B zu transportieren. In Georgien kann nach einer Lockerung der Gesetze vor ein paar Jahren jeder Taxifahrer werden. Um die Arbeitslosenzahlen zu senken, wurde es den Georgiern erlaubt, mit ihrem Privatauto Leute zu transportieren und sich Taxi zu nennen. Dementsprechend zahlreich sind die hier vertretenen Autos und Fahrkünste…Nach ungefähr 10 Minuten ist unsere Mashrutka voll und wir düsen los. Alle Fenster sind geöffnet, sodass der Wind ein wenig Kühlung in den aufgeheizten Bus bringt. Unterwegs sammeln wir noch ein, zwei Leutchen ein, dann rast unser Fahrer nach Gori. Und eine Stunde später sind wir auch schon da.

Auf dem Gorer (?) Busbahnhof machen wir uns auf die Suche nach einer Mashrutka nach Uplistsikhe. Dort wollen wir uns eine uralte Höhlenstadt anschauen. Doch bevor wir uns einigen können, welche georgischen Buchstaben den Namen Uplistsikhe bilden, haben wir schon ein Angebot von einem Taxifahrer: Für 12 Lari fährt er uns nach Uplistsikhe. Also rein in sein ganz offensichtlich privates Auto und ab geht’s. Auch dieses Mal haben wir den typischen georgischen Fahrer erwischt – Nahtoterfahrungen sind im Preis inbegriffen…

Uplistsikhe ist eine Höhlenstadt gegründet im 6. Jahrhundert vor Christus. Der Ort wurde relativ schnell zu einem der wichtigsten politischen und religiösen Zentren für die prä-christlichen Georgier, damals Kartli. Nachdem Tbilisi 645 n. Chr. von den Arabern erobert wurde, wurde Uplistsikhe die Hauptstadt der jetzt christlichen Könige der Kartli. Laut schlauem Reiseführer haben zu diesen Zeiten circa 20.000 Menschen dort gelebt. Als 1240 die Mongolen einfielen, wurde die Stadt fast komplett zerstört. Erst in den 1950er Jahren wurden die Überreste von Uplistsikhe wieder entdeckt. Heute kann die Innenstadt des damaligen Uplistsikhe in Teilen besichtigt werden. Sie macht mit 40.000 qm weniger als die Hälfte der ursprünglichen Stadt aus.

Trotzdem ist die Höhlenstadt immer noch beeindruckend – insbesondere wenn man jemanden wie Silas dabei hat, der die vielen Lücken in der Baustruktur mithilfe seiner Erklärungen und Hinweise zu schließen weiß. Wer jetzt hier durch läuft, könnte den Eindruck bekommen, dass die alten Georgier wie Höhlenmenschen hausten. Doch wenn man weiß, wo man hinschauen muss, kann man an vielen Stellen noch sehen, wie verziert und elegant die Höhlen ausgesehen haben müssen. In mühseliger Arbeit wurde die Decke so bearbeitet, dass sie das Muster einer Holzdecke aufweist. Wo Wand und Decke aufeinander treffen, wurden Zierleisten aus dem Stein gearbeitet. Wandnischen zeigen, wo Kerzen und Gegenstände aufbewahrt wurden. Mauerüberreste lassen ahnen, wie groß manche Räume waren und wie und wo Türen und Fenster eingebaut wurden. Fast platt getretene Treppenstufen ragen überall in der Stadt aus dem glatten Stein.

Besonders die ehemalige Kirche des Höhlenvolks muss beeindruckend gewesen sein: In dem vergleichsweise großen Raum sind noch die Überreste von unglaublich breiten Säulen zu erkennen, mit deren Hilfe das Kuppeldach gebaut wurde. Ein Zusammenspiel aus Naturstein, Ziegeln und Holz. (Ich kenne die ganzen richtigen Baubegriffe nicht, aber ich fand’s wirklich interessant.)

Danach sind wir wieder zurück nach Gori gefahren. Am Stalin-Museum vorbei, das für seine sehr einseitige Berichtserstattung bekannt ist und auf dessen verquere Heldenverehrung wir keine Lust hatten, über die Stalin Avenue zum Stalin Platz. Unterwegs sind wir dann auch prompt ein paar Stalin-Stauten begegnet. Wie man schon merkt, hat Stalin einen besonderen Platz in dieser Stadt. Er wurde hier geboren. Das Haus, das seine Eltern damals gemietet hatten, steht heute vor dem Stalin-Museum unter einem eigens dafür gebauten Schutz-Überbau. Warum genau man dieses armselige Häuschen für die Nachwelt retten wollte, hat sich uns nicht ganz erschlossen, aber jeder nach seiner Façon, nicht wahr?

Wir sind ein wenig spaziert, haben wieder einmal sehr gut gegessen und uns dann zwei Zugtickets gekaut, um für 7 Lari (circa 2,50 €) zurück nach Tbilisi zu fahren. Nach einer angenehmen, aber sehr heißen Zugfahrt sind wir jetzt zurück in unserer riesigen Ostblock-Style-Wohnung und genießen den Wind auf dem Balkon im 10. Stock.

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